BADISCHE ZEITUNG - BAD SÄCKINGEN. Am Tag nach der Bundestagswahl denken die Spitzen von von CDU, SPD, FDP und Grünen in Bad Säckingen über die Ergebnisse nach. Bad Säckingen liegt voll im Bundestrend. Bei den Reaktionen fällt aber auf, dass auch diejenigen mit Grund zur Freude besonnen reagieren – und über Parteigrenzen hinweg den Abschied von SPD-Wahlkreiskandidatin Rita Schwarzelühr-Sutter aus dem Bundestag bedauern.
Presseecho
Für SPD-Fraktionsvorsitzenden Hidir Gürakar war gestern "ein schwarzer Tag für die Sozialdemokratie". Der massive Vertrauensverlust, den seine Partei jetzt zu verdauen und wieder gut zu machen hat, trifft ihn schwer: In Bad Säckingen haben die Sozialdemokraten 12,9 Prozentpunkte verloren. Zu sich selbst und zu den Bürgern zurückfinden müssten sie jetzt. Auch wenn die Linken und andere Parteien vielleicht ehemalige SPD-Wähler abgezogen hätten, glaubt er doch, dass die meisten einfach nicht zur Wahl gegangen sind. Am schwierigsten findet er zu verstehen, warum die "sehr fleißige, sehr akribische Kandidatin, die sich in Berlin so eingesetzt hat", Rita Schwarzelühr-Sutter, so schlecht abgeschnitten hat: "Ich war zu hundert Prozent sicher, dass sie reinkommt", sagt Gürakar. Auch andere Fraktionen nehmen nur schwer Abschied von der Sozialdemokratin. FDP Fraktionsvorsitzender Alfons Döbele sagt im Gespräch mit der BZ: "Ich bedauere zutiefst, dass Frau Schwarzelühr-Sutter nicht mehr drin ist". Und CDU-Stadtverbandsvorsitzender Klaus-Konrad Umbreit zeigt ebenfalls fraktionsübergreifendes Mitgefühl. "Dass es für die SPD so schlecht ausgeht, hätte ich nicht gedacht", sagt er.
Werbung
Klar, zufrieden könne er auch mit den Ergebnissen seiner Partei nicht sein, 2,5 Prozentpunkte musste sie in Bad Säckingen einbüßen: "In einer großen Koalition geht das Profil verloren", Reibungsverluste nennt Umbreit das. "Aber es gibt einen klaren Auftrag und wir müssen uns ans Werk machen", zeigt er sich entschlossen. Trotzdem müssten auch die Christdemokraten jetzt aufarbeiten: "Ich hoffe, dass es auch auf Landes- und Bundesebene nicht einfach so zur Tagesordnung übergeht", sagt der Ortsvorsitzende.
Nur der Bad Säckinger FDP-Chef Alfons Döbele freut sich "ganz arg" über die Ergebnisse seiner Partei, acht Prozentpunkte gab es allein in Bad Säckingen dazu. Grund zum Feiern sieht er deshalb noch lange nicht: "Die Aufgaben, die jetzt auf uns zukommen, sind so gewaltig, dass wir erstmal Leistung bringen müssen, bevor wir feiern". Döbele ist überzeugt, dass das gute Abschneiden seiner Partei auch mit den Ärzten des Landes zu tun hat: "Die haben aktiv Wahlwerbung gemacht. Ich hoffe, wir werden sie nicht enttäuschen", sagt er. Dass die SPD so stark verloren hat, täte ihm persönlich leid, was ihn aber am meisten bedrückt, sei die schwache Wahlbeteiligung: "Das hat Deutschland nicht verdient".
Grünen-Vorsitzende Ruth Cremer-Ricken findet, vor allem die jungen Wähler hätten verpennt. Natürlich seien ihre persönlichen Ergebnisse "zufriedenstellend, da gibt’s nichts zu deuteln". 2,7 Prozentpunkte machte sie in Bad Säckingen gut. Aber das Gesamtergebnis der Wahl – Schwarz-Gelb – mache sie fassungslos. "In zehn Jahren gehen die geburtenstarken Jahrgänge in Pension, die Jungen müssen alle versorgen. Schwarz-Gelb verschärft diese Problematik noch", sagt sie. Ihren Kindern jedenfalls gebe sie nur mit auf den Weg, sich einzumischen: "Die anderen tun das schließlich auch."