Auszüge aus der Rede zum Klinikstandort, Manuel Knapp SPD OV Vorsitzender Bad Säckingen
22.05.2015, 19:30 Uhr Hotel Goldener Knopf
-Es gilt das gesprochene Wort-
Ein Thema, das die Infrastruktur und die Ressourcennutzung gleichermassen verbindet, sehen wir in der Diskussion um die Standorte der Kliniken im Landkreis Waldshut.
Und mich möchte hier gleich anfügen, der Wandel kommt schneller, als wir es von den anderen Infrastrukturdiskussionen kennen und wir sind gefordert, kluge und für unsere Region vielleicht auch bislang ungewöhnliche Wege zu gehen, denn: Wenn es um eine belastbare Gesundheitsinfrastruktur geht, dürfen wir nicht warten bis uns Lösungen präsentiert werden, wir müssen uns einbringen.
Unser Ziel ist es eine qualitativ hochwertige ambulante und stationäre Gesundheitsversorgung in der Akut-, Rettungs- und Notfallmedizin unter Einbezug moderner digitaler Gesundheitskonzepte zu behalten und auszubauen.
Doch wie schaffen wir das?
Dies zu überdenken erfordert von uns, über die Stadtmauern hinaus zu denken und vielleicht erfordert dies von uns auch über die Kreisgrenzen und vielleicht sogar über die Staatsgrenzen zu denken.
Uns eröffnet sich mit diesem Thema ein „window of opportunity“ ein Fenster der Möglichkeiten grundsätzlich über den Zustand unserer medizinischen Infrastruktur zu diskutieren und Lösungsvorschläge zu erarbeiten.
Wenige von uns in diesem Raum sind Experten aus der Gesundheitsbranche und können mit nüchternem Sachverstand als Insider berichten.
Ich möchte die Emotionalität in diesem Zusammenhang auch nicht in Abrede stellen. Jeder hat seine Erfahrungen als Patient oder Angehöriger gemacht, gute und schlechte. Wichtig ist nur, diese Emotionen und Erfahrungen so zu kanalisieren, dass am Ende ein Forderungskatalog unserer Stadt, unserer Region auf dem Tisch liegt über den es mit den Entscheidern zu verhandeln gilt.
Wir können nicht die Gesundheitspolitik des Bundes oder des Landes aus den letzten Jahrzehnten revidieren. Wir können sie auch nicht so verändern, dass wir unseren Status quo behalten. So realistisch müssen wir sein.
Was aber tun können und als politische Partei in „Regierungsverantwortung“ auf allen drei staatlichen Ebenen verpflichtet sind, ist uns zu Fragen:
Wie gehen wir mit dem bereits bestehenden Ärztemangel in unserer Region um?
Welchen politischen Antworten finden wir auf die Frage, dass die Zukunft der Medizin, weiblich, teilzeitbeschäftigt und angestellt ist?
Was ist mit dem Kliniksterben in unserer Stadt? Wie geht es hier weiter? Warum gehen 300 Menschen für das Spital Säckingen auf die Strasse und nicht mal ein einziger Leserbrief erschien damals bei der Schliessung der letzten geriatrischen Klinik zwischen Bodensee und Breisgau?
Wie entwickelt sich die Altersmedizin in einer Region, die überdurchschnittlich alt ist?
Reichen die jetzigen Rettungsstandorte mit der bisherigen Infrastruktur aus?
Wie sieht es mit grenzüberscheitenden Verträgen zur Luftrettung- und vielleicht auch zur medizinischen Grundversorgung aus?
Wie schaffen wir es etablierte, digitale Neuerungen in der Medizin in unsere politischen Diskussionen einzubauen und die Menschen auf die Zukunft vorzubereiten, in der vielleicht nicht mehr nur Dr. Brinkmann aus der Schwarzwaldklinik und der gutaussehende Landarzt vorkommt, sondern der Notarzt via Webcam am Unfallort ist oder Defibrillator per Drohne zu uns kommt und vielleicht wir die Erste Hilfe einleiten und nicht warten bis der Rettungsdienst eintrifft?
Diese Vorstellungen rütteln an dem etablierten Denken über Medizin und damit an unserer Emotion.
Genauso wichtig wie es früher war und noch heute ist für einen gleichberechtigten Zugang zur medizinischen Versorgung zu gewährleisten, ist es wichtig diese Versorgung intelligent weiterzuentwickeln.
Wir stehen am Anfang der Diskussion und wir werden dieses Thema auch heute nicht in allen Facetten beleuchten können.
Deshalb kann ich heute mitteilen, dass ich für unsere nächste OV-Sitzung Guido Burkhardt, Geschäftsführer von Qhit Healthcare Consulting am 01. Juni gewinnen konnte. Er blickt auf jahrzehntelange Erfahrung in der Notfallrettung und im Betreuen von Krankenhäusern in gerade diesen Umwandlungsprozessen zurück.
Ebenfalls stehe ich mit meinen OV-Vorsitzendenkollegen aus Wehr und Murg in Kontakt zur Planung einer gemeinsamen Veranstaltung zu diesem Thema.
Das Thema Gesundheit allein ist hoch komplex und bedarf begleitendem Sachverstand, den wir glücklicherweise auch in unserem Ortsverein besitzen.
Doch diese Diskussion um das Krankenhaus ist mehr als nur die Frage, wo und in welcher Grösse zukünftig die medizinische Versorgung angeboten wird. Die Themen digitale Infrastruktur, öffentlicher Nahverkehr über die Grenzen des Landkreises und des Staates gehören gleichwertig mitgedacht.