EP setzt weiteren Baustein für nachhaltige Finanzmarktarchitektur
In seiner heutigen Plenarsitzung in Brüssel hat das Europäische Parlament mit breiter Mehrheit den außerbörslichen Handel mit Derivaten reguliert. "Damit haben wir eine weitere wichtige Konsequenz aus der Krise gezogen. Jetzt ist Schluss damit, dass diese oft hochriskanten Finanzgeschäfte im Umfang von zig Billionen Euro einfach an den Aufsichtsbehörden und den regulierenden Handelsplätzen vorbeilaufen. Diese Geschäfte im Dunkeln haben geradewegs in die Krise geführt", betont der baden-württembergische SPD-Europaabgeordnete Peter SIMON.
Derivate sind Finanzinstrumente, mit welchen Anleger auf die Entwicklung von Preisen, Kursen oder Indizes wetten. Sie haben dann eine sinnvolle Funktion im Finanzsystem, wenn sie z.B. Unternehmen zur Absicherung gegen Preis- und Wechselkursrisiken dienen, werden aber häufig auch als reines Spekulationsinstrument genutzt. Zudem ist das Derivategeschäft oft undurchsichtig:
"Durch den überwiegend außerbörslichen Handel der Derivate, welcher rund 80% des Gesamtvolumens ausmacht, fehlte bislang jegliche Kenntnis über die Risiken für die Finanzmarktstabilität. Das konnte im Krisenfall wie ein Brandbeschleuniger wirken und die Unsicherheit auf den Finanzmärkten steigern. Eine Unzulänglichkeit, die jetzt endlich behoben ist. Intransparentem Handel, bei dem weder Käufer noch Verkäufer irgendeiner Kontrolle unterliegen, ist jetzt ein Riegel vorgeschoben. In Zukunft müssen alle außerbörslichen Derivategeschäfte an die zuständigen Aufsichtsbehörden gemeldet werden. Damit wird Licht in das Derivatedickicht gebracht und die Aufsichtsbehörden werden in die Lage versetzt, auf Marktmissbrauch frühzeitiger reagieren zu können. Das schafft mehr Transparenz und mehr Stabilität", unterstreicht das Mitglied des Wirtschafts- und Währungsausschusses.
"Mit der Derivate-Regulierung in der Verordnung über die europäische Marktinfrastruktur (EMIR) haben wir heute den nächsten wichtigen Baustein für eine Brandmauer gegen künftige Finanzkrisen geschaffen. In ihrem Eintreten für eine nachhaltige Finanzarchitektur, in der kein Produkt und kein Akteur unreguliert bleiben darf, stehen die nationalen Regierungen aber immer noch weit hinter dem Europaparlament zurück. Vor allem die deutsche Bundesregierung muss bei der Finanztransaktionssteuer jetzt endlich Fakten schaffen und die verbindliche europaweite Einführung vorantreiben. Das Hin und Her der Kanzlerin und ihres Koalitionspartners ist inzwischen unzumutbar und muss ein Ende haben", fordert Peter SIMON.