Ein Kommentar von Manuel Knapp.
Der Forderung nach Beibehaltung des Namens Hindenburg für eine Schule kann nicht aufrechterhalten werden, solange von einem falschen Geschichtsbild der Person Hindenburgs und seiner Politik ausgegangen wird. Ein ständiges Ringen um diesen Namen bringt keinen Frieden für die Schule, die Lehrer, Schüler und Eltern. Die Schule hat in eigener Verantwortung einen historisch-beständigen Namen gewählt, ein Symbol für all das was sie in Zukunft den Kindern vermitteln möchte – Brückenbauen. Dem Rektor der zukünftigen Rheinbrückschule und allen Beteiligten ist hier eine große Anerkennung auszusprechen. Es zeichnet sich eine demokratische Mehrheit im Stadtrat für den Antrag der Schule ab, welche auch von der Bevölkerung gedeckt wird.
Der Streit um den Namen war nicht ein Streit um pädagogische Inhalte, sondern ein Streit über die Beurteilung der Person Hindenburgs und besonders seine Rolle in der Endphase der Weimarer Demokratie.
Wie sehr das damals inszenierte Bild Hindenburgs weiterlebt, war in der letzten Sitzung des Gemeinderates von Stadtrat Walter eifrig gezeigt worden. Die Reaktionen im Rat sprachen für sich. Schockiert grummelnde Zuhörer, ungläubig dreinschauende Gemeinderatskollegen, verlegene Gesichter im Ratsrund. Walter holte zum großen Geschichtsklitterungs-Rundumschlag aus in dem er Wahlverhältnisse zur Reichspräsidentenwahl 1925 und 1932 zurechtbog, die Präsidialkabinette von Schleicher und von Papen, vielleicht wider besseren Wissens?, verharmloste. Herr Walter muss wohl auch entgangen sein, dass Hindenburg nach dem Januar 1933 die Etablierung der Nazi-Diktatur nicht verhinderte, ja sogar wohlwollend zusah wie Regimegegner gepeinigt, verfolgt und interniert wurden. Wem das in der allgemeinen Geschichtserzählung untergegangen sein mag, hätte sich aber auch an das politische Testament Hindenburgs erinnern können, dass noch kurz zuvor in einem ausgezeichneten Vortrag von Herrn Walz vorgelesen wurde. In diesem hielt Hindenburg eindeutig seine Wertschätzung gegenüber Hitler, der NSDAP und der sich etablierenden Diktatur fest. Eine weitere Frage bleibt Herr Stadtrat Walter den anwesenden Zuhörern der jüngsten Sitzung schuldig. Was mag er wohl gemeint haben, als er den Reichskanzler Kurt von Schleicher als türkischen General bezeichnete und dabei in Richtung Stadtrat Gürakar zeigte und schaute?
Die Zuhörer wussten‘s nicht. Aber vielleicht die CDU-Fraktion? Die distanzierte sich jedenfalls weder von den haarsträubenden Äußerungen ihres Mitglieds Walter, noch griff sie die Möglichkeit beim Schopfe, der Schule, den Kindern und den Eltern endlich eine sinnvolle Brücke in die Zukunft zu bauen.