Schwarzelühr-Sutter, Lange, Knapp
Zum ersten Mal gaben sich zwei Mitglieder der Bundesregierung die Ehre beim Neujahresempfang in Bad Säckingen zu sprechen. Begrüsst wurden die Gäste durch Rita Schwarzelühr-Sutter, die in ihrem Grusswort eine Rückschau auf das erfolgreiche Jahr 2014 hielt. Hauptredner Christian Lange, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesjustizminsiter, zeichnete wichtige Punkte der Regierungsarbeit aus seinem Haus. "Rechtspolitik ist Gesellschaftspolitik. Das fängt bei der Mietpreisbremse an und hört bei der Frauenquote auf!". Lange bekam für seinen kurzweiligen und informativen Beitrag viel Applaus. Manuel Knapp, der Ortsvereinsvorsitzende Bad Säckingens, setzte seine Grussworte in den Kontext der aktuellen Stimmung, rund um die Fremdenfeindlichkeit und den terroristischen Angriffen in Paris und der beginnenden Wertedebatte (vollständiger Text weiter unten). Umrahmt wurde der Empfang von dem Duo "Times Square", die für ihren erstklassigen Auftritt ebenfalls den wärmenden Applaus des vollbesetzen Trompeterschlosses bekam.
"Meine Damen und Herren
Je suis Charlie. Nous somme Charlie. Wir beginnen das Jahr mit traurigen Nachrichten aus Paris.
Es scheint, als ob sich eine feindselige Stimmung in Europa zusammenbraut. Rechte fühlen sich in ihrer Haltung bestärkt, mehr und mehr Deutsche haben Angst vor dem Islam.
Das sind wahrlich keine guten Vorzeichen für unser bevorstehendes Jahr, es mit Feindbildern und Ängsten beginnt.
Die Aufklärung brachte uns Freiheiten. Die Pariser Karikaturisten traten für die Gedankenfreiheit ein. Zu Recht appellieren wir an die erstrittenen Werte unserer europäischen Gesellschaften, die nicht durch Kugeln beseitigt werden können.
Doch wie gehen wir als vermeintlich aufgeklärte Bürger mit den bürgerlich-westlichen Werten um? Der Leitspruch Europas heisst "In Vielfalt geeint" und steht in klarer Tradition zu den berühmten Werten von 1789 Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit.
Der Terroranschlag führt uns auf drastischste Art und Weise die Bedrohung dieser Werte vor Augen.
Doch auch von innen heraus gefährden wir unsere europäischen Werte immer mehr.
Die Gleichheit durch eine Autobahn-Maut, die unsere Europäischen Mitbürger benachteiligt und klar gegen das Europarecht verstösst.
Die Brüderlichkeit, wenn uns die Chlorhühnchen-Debatte wichtiger ist als die Warteschlange an den Athener Suppenküchen.
Schlussendlich auch die Freiheit, wenn Ideen Mehrheiten finden, die uns vorschreiben in welcher Sprache wir in unserem Privatleben zu sprechen haben.
Dann meine Damen und Herren wird aus "In Vielfalt geeint" zu "Durch Einfalt getrennt". Wie halten wir es mit Freiheit, Brüderlichkeit, Gerechtigkeit und der Solidarität?
Was für Europa abstrakt erscheint, kann auch bis in die Kommune gedacht werden. Wir bekommen ab Mitte Februar neue Mitbürger. Es liegt an uns die Menschen vorurteilsfrei abzuholen und ihnen in ihrer Not zu helfen. Zeigen wir es den Flüchtlingen und uns, dass wir es durch unseren persönlichen Beitrag schaffen können, den Menschen und nicht eine Religion, das Leid und nicht den Neid zu sehen und die Welt mit kleinen Schritten friedvoller und liebevoller zu gestalten.
Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien im Namen der SPD Bad Säckingen alles Gute im neuen Jahr."