Bad Säckingen - Kritik an zunehmendem Verwaltungsaufwand. Nähe zur Schweiz macht Einrichtungen Probleme. Appell zur Gewinnung von Menschen mit Migrationshintergrund als Fachkräfte
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Bad Säckingen - Kritik an zunehmendem Verwaltungsaufwand. Nähe zur Schweiz macht Einrichtungen Probleme. Appell zur Gewinnung von Menschen mit Migrationshintergrund als Fachkräfte
Der Dokumentations- und Kontrollaufwand und die Abwanderung von qualifizierten Pflegekräften in die Schweiz ist das, was den Leitern von Pflegeeinrichtungen auf den Nägeln brennt. Sie versammelten sich am Mittwochabend zu dem Infoabend zum Thema Pflegesituation am Hochrhein im St. Marienhaus. Unter den mehr als 40 Anwesenden befanden sich neben den Leitern von ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen, die Bürgermeister von Bad Säckingen, Alexander Guhl, von Murg, Adrian Schmidle, und von Herrischried, Christof Berger. Eingeladen hatten die SPD-Landtagsabgeordneten Hidir Gürakar und Rainer Hinderer, Obmann in der Enquetekommission Pflege des Landtages Baden-Württemberg. Das Fazit: Wenn sich bis 2030 die Zahl der zu pflegenden Menschen in Baden-Württemberg, die jetzt bei 298 000 liegt, verdoppelt, müssen sich die entsprechenden finanziellen Zuwendungen aus der Pflegeversicherung erhöhen.
Neben der großen Dokumentationspflicht, die viel Zeit in Anspruch nimmt beklagte Hartmut Fricke, Heimleiter des Marienhauses, dass sich der Pflegeschlüssel seit 1989 nicht geändert hat. Außerdem nehme der Kontrollaufwand der Kostenträger immer mehr zu. In diesem Sinne äußerte sich auch Rosa Wissler vom Altenheim St. Vinzentiushaus in Murg. Damit die Versorgung der Heimbewohner nicht zu kurz komme, würden Pflegekräfte die geforderte Dokumentation oft in der Freizeit vornehmen. Außerdem werde die Betreuung von ehrenamtlichen Helfern unterstützt, ohne die der Betrieb im Altenheim nicht aufrechterhalten werden könne.
In seiner Einführung erklärte Gürakar, dass die Lebensleistung der jetzt über 80-Jährigen, die die jetzige Wohlstandsgesellschaft erarbeitet hätten, gewürdigt werden müsse. Die Bezahlung der Pflegekräfte müsse steigen, das Lohnniveau der Schweiz erreiche man aber nie. Um die Lücke zu schließen, müsse man vermehrt Menschen mit Migrationshintergrund stärker fördern. Auch Ingo Busch, Verdi-Fachsekretär für Gesundheitswesen in Südbaden, ist der Auffassung, dass Pflegekräfte in erster Linie pflegen und nicht zu viel Zeit mit der Dokumentation verbringen sollten.
An dem Gesetz für unterstützende Wohnformen, Teilhabe und Pflege (WTPG), über das Hinderer referierte, entzündeten sich an der Festlegung der Mindestquote in Pflegeeinrichtungen von 50 Prozent für examinierte Pflegekräfte eine heftige Diskussion. Auf der einen Seite wird die Quote für zu niedrig angesehen. Auf der anderen Seite bezahlen die Kostenträger diese nur bis zu diesem Prozentsatz. Schwierig wird es, die Quote dann nicht zu unterschreiten, wenn von diesen Pflegekräften eine kurzfristig wegen Schwangerschaft ausfällt, erklärte Hartmut Belitz vom Haus am Gugel in Giersbach. Er plädierte dafür, mehr Pflegehilfskräfte beschäftigen zu dürfen. Diesem Ansatz stimmten die Leiter von Pflegeeinrichtungen nicht zu. Sie wollen den Anteil examinierter Pflegekräfte erhöhen.
24.10.2014 | von Reinhard Herbrig Südkurier
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